Hier werden die Verbraucher massiv hinters Licht geführt. Die „natürliche“ Verpackung dieses „Biotees“ verschleiert, daß jeder einzelne Teebeutel aus Plastik besteht.

Plastikfasten – ein Selbstversuch

Ende letzten Jahres hatten Norbert und ich auch im Gemeinderat einen Antrag für den Verzicht auf Plastikflaschen ein­ge­bracht, dem im Unterschied zum Kreistag (s.o.) auch mit großer Mehrheit zugestimmt wurde. Doch was konnte ich selbst noch tun, um die zuneh­men­den Gefahren durch Plastik in der Um­welt zu reduzieren? Natürlich ver­suche ich seit Jahren, auf Plastik so weit wie möglich zu verzichten und auf andere Materialien auszuweichen. Aber den­noch sammelt sich laufend neuer Pla­stikmüll bei uns an, vor allem aus dem Bereich Lebensmittel. Daher ent­schloß ich mich, in diesem Jahr in der Fasten­zeit auf Nahrungsmittel zu ver­zich­ten, die in Plastik verpackt waren. Und bin damit gescheitert.

Daß es nicht einfach würde, ohne in Pla­stik verpackte Lebensmittel auszu­kommen, war mir von Anfang an klar, und so habe ich für Kaffee und Tee eine Aus­nahme gemacht. Auf heiße Geträn­ke wollte ich im Winter nicht verzichten.

Bei vielen Grundnahrungsmitteln war der Verzicht einfach, da wir hier schon lange ohne Plastikverpackung auskom­men: Brot und Brötchen kaufen wir offen beim Bäcker und denken immer öfter daran, ein eigenes Stoff­säckchen mit­zubringen, um auch den Papiermüll zu reduzieren. Kartoffel hole ich von einem Biobauern in Oberstein­bach und ver­wende möglichst lange die gleichen Papiertüten. Bei ihm kaufe ich im Win­ter auch Eier, wenn unsere eige­nen Hühner ein bis zwei Monate nicht le­gen.

Die Milch kaufen wir ebenfalls offen und nutzen dafür unsere eigenen Glas­fla­schen. Ende Januar ist zwar unser bis­heriger Biobauer in Rente gegangen, aber auf dem Neustädter Markt konnte ich eine neue „Milchquelle“ finden. Überhaupt ist der Markt die ideale Quel­le für unverpackte Lebensmittel wie Käse, Obst oder Gemüse. Letzte­res findet man auch noch in Super­märkten – und dazu Netze, die man einmal kauft und dann schier endlos wie­der­verwenden kann. Am Liebsten verzichte ich jedoch gleich ganz auf Verpackung und kaufe die Waren un­ver­packt. Säfte gibt es zum Glück im­mer noch in Mehrweg­glas­fla­schen, ebenso Joghurt in vielen Ge­schmacks­richtungen. Und Wasser kau­fen wir so­wieso nicht im Laden son­dern trinken das wunderbare Wasser aus der Lei­tung. Doch hier enden die Möglich­kei­ten der plastik­losen Lebens­mittel auch schon.

Bio, regional und fair leider oft auch nicht besser verpackt

Bei allen anderen Lebensmitteln muß man höllisch aufpassen und wird doch immer wieder ausgetrickst – und das leider oft auch bei Waren, die entweder regional, fair oder bio sind. So hat es mich schon immer geärgert, wenn Bio­gemüse in Plastik verpackt wird und ich habe es nicht gekauft. Da ich be­rufstätig bin und mein Mann Rentner kauft er viele Lebensmittel ein und kocht auch meistens für uns. Dafür bin ich ihm sehr dankbar – wenn ich mich auch über die in Plastik verpackte Gurke oder Tiefkühlgemüse in der Pla­stiktüte ärgere. Gegessen habe ich es aber dennoch, denn meine Wert­schät­zung für die Arbeit meines Mannes und die Lebensmittel ist viel zu groß, um sie einfach wegzuwerfen.

Da wir normalerweise weder Fleisch noch Wurst essen gehören viele Milch­produkte auf unseren Speiseplan. Doch noch habe ich keinen Laden gefunden, der offenen Quark oder Mozzarella ver­kauft. Also habe ich bis Ostern darauf verzichtet.

Völlig gescheitert mit meinem Selbst­versuch bin ich bei Nudeln und Reis. Da es bei uns in der Nähe keinen Unver­packt-Laden gibt hätte ich auf diese Grundnahrungsmittel ganz ver­zichten müssen. Eigentlich gäbe es hier mit einer Zellophanverpackung sogar eine sehr gute Alternative, denn reines Zellophan wird komplett aus nachwach­senden Rohstoffen hergestellt und ist daher voll kompostierbar. Doch wird es mittlerweile oft mit anderen Stoffen be­schichtet, wodurch seine Umwelt­freund­lichkeit zunichte gemacht wird. Bei mei­ner Suche auf den Verpak­kungen, aus was sie eigentlich be­stehen, mußte ich leider oft feststellen, daß gar nicht mehr deklariert wird, aus welchem Material sie sind.

Auch bei Süßigkeiten und Naschzeug findet man kaum Waren ohne Pla­stik­verpackung. Besonders ärgerlich: in Pla­stik verpackte, faire Bioschokolade! Oder ist die Hülle aus Zellophan? Möglich, aber leider nicht festzustellen, da ein entsprechender Hinweis fehlt. Also erstmal drauf verzichten.

Wobei wir bei der Frage nach Alter­nativen zur Plastikverpackung sind. Wä­re Alufolie als Schokoladen­verpak­kung wirklich umweltschonender? Kaum. Und alle Waren, bei denen dies theoretisch möglich wäre, in Papier und Pappe einzupacken, würde die Wälder dieser Erde noch schneller vernichten als es eh schon geschieht. Letztendlich bleibt wohl nur eines: sehr viel be­wußter mit Verpackungen jeglicher Art um­gehen, so weit wie möglich ganz darauf zu verzichten und falls dies nicht mög­lich ist, Verpackungen mög­lichst oft zu verwenden.

Das Expe­riment hat mich so motiviert, daß ich es noch einmal wie­derholen werde. Aber erst dann, wenn ich mehr Zeit habe, selber einzukaufen, zu ko­chen und nach Möglichkeiten zu su­chen, Verpakckungen weitest­gehend zu vermeiden.

Ursula Pfäfflin Nefian

 

PS: Ich habe mich mit zwei Mails an die Firma Müller gewandt, bei der ich die Teebeutel gekauft hatte, und bekam auf die 1. eine Larifari-Antwort und auf die 2. diese: „...Selbstverständlich haben wir Ihre Kritik nochmals an unsere zu­ständige Fachabteilung weitergeleitet. Diese teil­te uns mit, dass Ihre Hinweise für zu­künftige Sortimentsgestaltungen aufge­nommen werden. Weiterhin infor­mierte uns die Fachabteilung, dass die Tees mit den Pyramidenbeuteln aktuell um­ge­stellt werden. Zukünftig werden unsere Bio-Tees in Doppelkam­merbeu­teln aus Papier erhältlich sein. Wir dan­ken Ihnen für Ihren Hinweis und ver­bleiben

mit freundlichen Grüßen aus Ulm...“

Schaun wir mal...

Ursula Pfäfflin Nefian