Ein toller Sommer – der Sommer 2018!

Wirklich? Für Schulkinder, Eisverkäu­fer und Getränkehersteller sicherlich. Doch schon letztere werden sich all­mählich Gedanken machen, wie es mit ihrem Geschäft in den kommenden Jah­ren weiter gehen wird. Denn schon in den vergangenen Jahren waren die Sommer zu heiß und die Winter und das Frühjahr zu trocken. Die Folge: Die Grundwasserpegel fallen. Ohne die Umleitung von Wasser aus dem Brom­bachsee in Pegnitz, Rednitz oder Main wären diese längst trübe Bächlein. Der Wassermangel und die damit verbun­de­ne Überhitzung des Wassers macht sich längst in allen Gewässern durch das Sterben von Fischen, Muscheln und anderen Wasserlebewesen be­merk­bar.

Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Kata­strophen enden kann, wie es bereits periodisch in verschie­denen Regionen geschieht.“

Papst Franziskus, Laudato Si

Große Sorgen machen sich derzeit auch die Bauern: das Korn verbrennt auf dem Halm, die Kartoffel bleiben aufgrund des fehlenden Regens viel zu klein, ja selbst der als hitzeverträglich gelobte Mais hat oft mehr Ähnlichkeit mit Schilf als einer kräftigen Futter­pflanze. Und aus eigener Erfahrung als Hobby-Rinderzüchterin weiß ich, daß vielen Landwirten das Futter für ihre Tiere ausgeht. Und damit meine ich nicht diejenigen, die mit intensiver Fütterung Soja und Mais in Übersee kaufen und so die Probleme des Kli­mawandels in Entwicklungsländer ver­lagern, sondern die, die in extensiver Haltung ihre Tiere von ihren Wiesen und Weiden ernähren. Die ersten Rin­derhalter in Franken verfüttern bereits jetzt ihre Wintervorräte in der Hoffnung, daß es einen feuchten Herbst gibt und noch etwas Futter nach­wächst. Andere fahren ihre Tiere schon jetzt ins Schlachthaus.

Vom Klimawandel zur Heißzeit?

Doch damit nicht genug. Meteorologen sprechen längst nicht mehr nur von „Kli­mawandel“, sondern befürchten eine beginnende „Heißzeit“, wie zum Beispiel das Potsdamm Institut für Klimafolgenforschung (PIK), das Stock­holm Resilience Centre oder die Procee­dings der US-nationalen Aka­demie der Wissenschaften (PNAS). Dabei würde sich die Erde um ca. 4 bis 5 Grad Celsius erwärmen. Befürchtet werden sogenannte Kipp-Effekte: dazu gehört zum Beispiel das Auftauen der Perma­frostböden in Ruß­land, der Verlust des Regenwaldes oder die sich erwär­men­den Methan­hydrate auf dem Meeres­boden. Johan Rockström, Direktor des Stockholm Resilience Centre: "Wird einer von ihnen gekippt, schiebt dieses Element die Erde auf einen weiteren Kipppunkt zu." Und PIK-Gründungs­direktor Hans Joachim Schellnhuber. "Werden da­durch em­pfindliche Elemente des Erd­systems gekippt, könnte sich die Erd­wärmung durch Rückkoppelungs­effek­te selbst weiter verstärken. Das Ergeb­nis wäre eine Welt, die anders ist, als alles, was wir kennen"; "Die Forschung muss sich daranmachen, dieses Risiko schnellst­möglich besser abzu­schät­zen." (alles zitiert nach Focus.de) Dabei betonen die Forscher, daß sich dieser Effekt unter Umständen selbst dann nicht mehr bremsen läßt, wenn die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens ein­gehalten werden. Und durch Donald Trump oder Parteien wie die AfD, die die Erderwärmung einfach leugnen, bewegen wir uns weiter weg von den Zielen des Pariser Klima­gipfels statt darauf zu.

Wir können uns also weder auf die der­zeitigen Regierungen noch auf irgend­welche „Selbstheilungskräfte“ verlas­sen, wir müssen selbst aktiv werden. Eine gute Maxime wäre sich zu fragen: „Wie wirkt sich mein Handeln auf das Klima aus?“ Erst dann wird klar, daß unser ge­samtes Handeln klimarelevant ist: Wuchsen die Lebensmittel, die ich esse, in der Nach­barschaft, oder wurden die ein­zelnen Zutaten rund um den Globus transportiert? Landet beim Auspacken meiner Lebensmittel mehr Verpac­kungsmüll in der Tonne statt Essen im Kühlschrank? Wieviel Auto­fahrt ist nö­tig und wieviel Rad­fah­ren / Laufen / Bus- und Bahnfahren ist mög­lich? Wann „brauche“ ich neue Schuhe / Kleider / Handys / Wohn­zim­mer...?

Niemand ist perfekt – und das ist auch gut so. Also darf sich jede/r auch Aus­rutscher leisten. Aber, um es mit Barak Obama zu sagen: „Diese Generation ist die Erste, die die Folgen des Klima­wandels zu spüren be­kommt, aber auch die letzte, die etwas dagegen tun kann.“ Laßt es uns tun!

Ursula Pfäfflin Nefian