Warum ich im Februar 2025 endlich Mitglied bei Bündnis 90/Die Grünen geworden bin

Es war kein spontaner Entschluss. Ganz im Gegenteil: Ich war schon lange unterstützend dabei. Immer wie­der Sympathie, aber nie genug Über­zeugung für den Schritt in eine feste Mitgliedschaft. Immer wieder zustim­mendes Nicken, wenn es um Klima­schutz, soziale Gerechtigkeit oder pro­gressive Gesellschaftspolitik ging – aber nie der letzte Klick auf das Mit­gliedsantragsformular. Doch im Febru­ar 2025 war es so weit: Ich bin Mitglied bei Bündnis 90/Die Grünen geworden.

Und das, obwohl...

…die Grünen einen großen Höhenflug hinter sich hatten und die Wahl­prog­nosen schon einmal deutlich besser aussahen
…Robert Habeck und Annalena Baer­bock längst ihre Beliebtheitskurve durch­laufen hatten und es ein regel­rechtes Habeck Bashing gab (erinnert sei nur einmal an das Heizungsgesetz)
…grüne Themen wie Umwelt, Klima und Gleichstellung zeitweise deutlich prominenter diskutiert wurden als jetzt, inmitten einer von Unsicherheit und Polarisierung geprägten politischen Stimmung
…ich einen Diesel fahre und mich damit gelegentlich selbst frage, ob ich da nicht einen inneren Widerspruch lebe.
…der Wahl-O-Mat mir zuletzt nahe­gelegt hat, die Freien Wähler zu wählen.

Doch gerade weil all das zutrifft, war genau jetzt der richtige Zeitpunkt, aktiv zu werden. Nicht aus Trotz. Nicht aus Trotz gegen den Diesel, gegen den Wahl-O-Mat oder gegen vergangene Zweifel – sondern aus Überzeugung. Aus einer Vielzahl von Gründen, die für mich auf einmal glasklar gewor­den sind:

1. Die Energiewende ist kein Nice-to-have – sie ist unsere Lebens­versi­cherung.

Ich bin überzeugt: Die einzige lang­fristig sichere, stabile und bezahlbare Energieform ist erneuerbar.

Die geopolitischen Konflikte der letzten Jahre, die immer wiederkehrenden Preissprünge, das Zittern vor einem kalten Winter – all das zeigt, wie ver­wundbar wir noch immer durch unsere Abhängigkeit von fossilen Importen sind. Öl, Gas, Kohle – das alles ist endlich. Nicht nur im geologischen Sinne, sondern auch politisch und wirtschaftlich.

Die Grünen sind die einzige große Partei, die seit Jahrzehnten unbeirrt an der Vision einer 100 % erneuerbaren Energieversorgung festhält. Mit Ge­duld, mit Kompromissen, mit Rück­schlägen – ja. Aber mit Haltung. Und diese Haltung will ich unterstützen.

2. Wir brauchen eine Politik, die weiter denkt als bis zur nächsten Wahl

Mir ist zunehmend klar geworden, wie sehr viele politische Entscheidungen dem kurzfristigen Denken verfallen sind. Wahlzyklen statt Generationen. Schlagzeile statt Strategie.

Ich will mich für eine Politik stark machen, die langfristig denkt. Die nicht nur Symptome bekämpft, sondern Ursachen angeht. Die ökologische, ökonomische und soziale Fragen zusammen denkt. Die den Menschen nicht als Konsumenten, sondern als Teil eines größeren Ganzen sieht – im Miteinander mit der Umwelt, mit der Zukunft, mit globaler Verantwortung.

3. Gegen Populismus hilft nur eins: differenzierter Diskurs

Wir erleben einen politischen Ton, der zunehmend auf Vereinfachung, Spal­tung und Empörung setzt. Komplexe Probleme wie Migration, Klimapolitik oder soziale Gerechtigkeit werden auf Parolen reduziert – und wer versucht, sachlich zu bleiben, wird oft als elitär oder realitätsfern beschimpft.

Ich sehe in den Grünen eine Kraft, die sich diesem Trend widersetzt. Nicht perfekt, nicht fehlerfrei – aber mit dem ernsthaften Versuch, Politik als Aus­einandersetzung mit Realität und Verantwortung zu betreiben, statt als reines Machtspiel. Ich möchte Teil dieses Diskurses sein – und ihn stärken.

4. Feminismus ist kein Randthema – er ist zentral

Ich bin ein Mann. Und genau deshalb ist mir feministische Politik wichtig. Denn sie geht uns alle an.

Es geht nicht nur um Quoten oder Gleichberechtigung auf dem Papier. Es geht um die Frage, wie wir als Gesellschaft leben wollen: in welchen Strukturen, mit welchen Möglichkeiten, in welcher Sprache, mit welcher Sicht aufeinander. Die Grünen haben es geschafft, Gleichstellung nicht als „Spezialthema“ zu behandeln, son­dern als integralen Bestandteil ihrer politischen Identität. Das finde ich richtig. Und überfällig.

5. Unser Parteiensystem braucht Stabilität – nicht mehr Zersplitterung

Ich gebe zu: Ich teile nicht jede Posi­tion der Grünen. Ich finde manche For­derungen überzogen, manche Wort­wahl unglücklich, manche Kompro­misse schwer nachvollziehbar.

Aber: Ich halte es für gefährlich, dass sich unser Parteiensystem immer wie­ter fragmentiert. Dass neue Klein­parteien aus Protest, persönlichen oder Nischeninteressen entstehen, ohne langfristige Perspektive oder Regierungsfähigkeit.

Ich will lieber eine Partei mitgestalten, die bereits Verantwortung übernimmt – und weiterentwickelt werden kann. Denn Demokratie lebt nicht nur von Kritik, sondern vom Mitmachen. Und Veränderung geschieht nur, wenn Menschen bereit sind, sich trotz Zweifel zu engagieren.

Georg Schostak


Wer sich für die Grünen interessiert oder engagieren möchte findet hier auf unserer Homepage viele Informationen sowie einen Aufnahmeantrag.