Blühende Weißdornhecke

Heckenwirtschaft in Gutenstetten...

...gibt es leider nicht!

Um jedoch Missverständnisse auszu­schließen - ich will mich in diesem Artikel nicht mit dem Weinbau und der damit verbundenen Möglichkeit der Vermark­tung des Rebensaftes in den sogenann­ten „Hecken-wirtschaften“ beschäftigen. Nein, vielmehr geht es mir in diesem Artikel um die Wertschätzung, Pflege und Bewirtschaftung der Hecken in unserer Gemeinde.

Die Diskussion im Gemeinderat und auch in den Bürgerversammlungen über Hecken ist leider meist sehr negativ besetzt: Der Arbeitsaufwand; Sichtbe-hinderung; Fahrbahnverengung oder die Beeinträchtigung der Landwirtschaft werden als Argumente ins Feld gezo­gen. Doch wie wichtig Hecken für unsere Kulturlandschaft, für die Ökologie, die Artenvielfalt und auch immer stärker für den Klimaschutz sind, wird dabei komplett ausgeblendet.

Vom Wert unserer Hecken

Kann sich jemand vorstellen um wieviel ärmer unsere Flur wäre, gäbe es nicht die grünen Bänder in unserer Kultur­landschaft aus Weißdorn, Holunder, Hartriegel, Schlehe; Wildrosen, Hasel­nuss…, um nur einige Gehölze zu benennen, die unser Land so charak­teristisch prägen? Wem geht nicht das Herz auf, wenn im Frühjahr Hecken über und über blühen, einen wunderbaren Duft verbreiten und Mensch wie Tier aus seinen Winterlagern lockt! Oder wer denkt an die letzten Sommer? Als die Sonne gnadenlos auf die Erde brannte. Wer ist da nicht dankbar für ein Schatten spendendes Plätzchen in, unter, oder neben einer Hecke. Und natürlich der Herbst, wo sich die Hecken in den schönsten und leuchtenden Farben zeigen und reichhaltig Nahrung für Tier und Mensch hervorbringen.

So weit der leicht verträumte und romantische Blick auf unsere Hecken. Aber auch diese Betrachtung ist mir elementar wichtig!

Inzwischen gibt es auch reichlich Unter­suchungen im Bezug auf Nutzen für das gesamte Ökosystem und auch für die Landwirtschaft. So kann sich in natur­nahen Hecken und deren Übergangs­zonen eine hohe pflanzliche Artenvielfalt entwickeln. Dies wirkt sich insbesondere besonders positiv auf die Vielfalt der Tierwelt aus. In Feldhecken konnten bei Untersuchungen 900 unterschiedliche Tierarten gezählt werden!! Eine sehr wichtige Rolle spielen auch Hecken für den Biotopverbund. Um den Tieren die Wanderung von Lebensraum zu Le­bens­raum zu ermöglichen müssen Hecken im Verbund erhalten bleiben und berücksichtigt werden.

Für die Landwirtschaft bieten Hecken auch mehrfach hohen Wert. So ist nachweislich der Verlust an Humus durch Starkregen und Wind (Boden­erosion) deutlich geringer als bei un­geschützten Flächen. Weiterhin herr­schen durch erhöhte Verdunstung über die Gehölze günstigere klimatische Verhältnisse: Im Sommer werden Temperaturmaxima am Tage gesenkt und Temperaturminima durch vermin­derte Ausstrahlung und latente Wärme angehoben.

Hecken haben mehr Schutz und Wertschätzung verdient!

Trotzdem passiert es in unserer Ge­mein­de ständig, dass Hecken ver­schwinden, gerodet werden oder ein­fach unfachlich „gepflegt“ werden. Man könnte den Eindruck haben, jeder, der eine Motorsäge hat, darf sich an gemeindlichen Hecken vergreifen - das darf nicht sein! Ich möchte auch nicht, dass jeder, der einen Schraubenzieher hat, an meinem Fahrrad rum schraubt!

Wir wünschen und fordern schon seit langer Zeit einen Pflegeplan für unsere wertvollen Hecken. Natürlich müssen Hecken auch einmal gepflegt und zu­rückgenommen werden. Aber das muss strukturiert und unter fachlicher Beglei­tung geschehen und nicht nach Wild­westmanier! Wir möchten, dass unsere Hecken mit all Ihren positiven Eigen­schaften für unsere Seele, für unser Ökosystem und für die Landwirtschaft erhalten bleiben und weiterentwickelt werden. Das schließt auch ein, dass wir uns darüber Gedanken machen, wo neue Hecken entstehen dürfen. Und zwar nicht erst dann, wenn uns eine erneute Bodenversiegelung dazu zwingt, Ausgleichsflächen zu schaffen!

Mit heckenfreundlichen Grüßen:

Norbert Reinzuch