Die Schattenseite des Kakao-Anbaus (Bildrechte: Südwind/Christina Schröder, 2009)

Durch die grüne Brille gesehen ...

… hat die kommende Adventszeit mit dem Kerzenlicht auch eine Schattenseite. Gerade in der Weihnachtszeit genießen viele die leckeren Plätzchen, Lebkuchen, Pralinen oder Dominosteine unbeschwert. Vor allem Kinder freuen sich auf Schoko-Nikoläuse oder auf die Schokolade hinter den Türchen der Adventskalender. In vielen weihnachtlichen Süßigkeiten findet sich Schokolade als Zutat. Gerade im Advent lohnt es sich, einmal an diejenigen zu denken, die die wesentliche Zutat der Schokolade - nämlich die Kakaobohnen – für uns anbauen und ernten.

Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass die mächtige Schokoladenindustrie bei der Ernte der Kakaobohnen immer noch Kinder in unwürdiger Weise arbeiten lässt. Diese Tatsache decken immer wieder TV-Reportagen aus den Anbauregionen auf. Das INKOTA-Netzwerk berichtet aktuell von einer neuen Studie im Auftrag des US-Arbeitsministeriums: Die Schokoladenindustrie hat ihr Versprechen klar gebrochen, die Kinderarbeit auf Kakaoplantagen bis 2020 um 70 Prozent zu reduzieren. Laut der Studie arbeiten noch immer rund 1,5 Millionen Kinder unter ausbeuterischen Bedingungen auf den Plantagen in Westafrika, wo rund 70 Prozent des in Deutschland verarbeiteten Kakaos angebaut wird. Die Kinderarbeit in Westafrika hat in den letzten zehn Jahren trotz Bemühungen von Regierungen und Unternehmen nicht abgenommen (Quelle: https://www.inkota.de/aktuell/news/vom/20/okt/2020/studie-kinderarbeit-im-kakaoanbau/).

Die neue Studie unterstreicht einmal mehr die Notwendigkeit, endlich ein wirksames Lieferkettengesetz in Deutschland zu verabschieden. Weil der Weltmarktpreis für Kakaobohnen niedrig ist, müssen weltweit bei vielen Anbauern alle mithelfen, um das Einkommen der Familien zu sichern. Statt die Schule zu besuchen, arbeiten dann die Kinder in den Plantagen. Andere werden von ihren Familien regelrecht als Arbeitssklaven verkauft. Der Schokolade ist die Kinderarbeit nicht anzusehen.

Diese teils menschenunwürdigen Bedingungen sind schon lange bekannt. Deshalb gibt es auch zahlreiche Initiativen, die sich um faire Preise und Anbaubedingungen bei Kakao kümmern. Jeder kann mit seiner Kaufentscheidung einen Beitrag leisten, um die Kakao-Kleinbauern direkt zu unterstützen. Bei Schokoladeprodukten mit dem Herstellersiegel, wie z.B. „Fair Trade“, erhalten die Erzeuger höhere Preise für die Kakaobohnen und weitere Unterstützung. Faire Schokolade wird schon lange beispielsweise in Weltläden angeboten: so auch in Scheinfeld im „Isumuya“ in der Hauptstraße. Aber inzwischen steht sie auch im Supermarkt im Regal. Der etwas höhere Preis ist ein wertvoller sozialer Beitrag für faire Anbaubedingungen für Kleinbauern und deren Familien.

An Weihnachten beschenken wir gerne Verwandte, Freundinnen und Freunde oder nette Menschen aus der Nachbarschaft. Bitte denken Sie dabei auch an die Vielen, die uns das „Fest der Liebe“ durch ihre Arbeit im Kakaoanbau versüßen.

Rede mit! – OV Scheinfeld von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Dr. W. Sichert-Hellert

 

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