Die Ausgleichsfläche neben dem Sportzentrum soll einem Neubau weichen

Aus dem Gemeinderat

Es ist nicht immer einfach, Gemeinderat in einer kleinen Gemeinde zu sein. Be­sonders, wenn es um die Bereiche „Feuerwehr“ oder „Sportverein“ geht. Natürlich möchte jeder im Brandfall rasch versorgt werden, und die meisten Gemeinderäte sind selbst im Sport­verein oder haben dort Freunde. Viel­leicht hat auch der eine oder andere schon die nächste Gemeinderatswahl im Kopf und hält sich bei diesen bri­santen Themen lieber zurück, um es sich nicht mit seinen Wählerinnen und Wählern zu verderben.

So stehen wir oft alleine da, wenn wir im Gemeinderat unliebsame Fragen stellen oder Probleme, die aus unserer Sicht bestehen, artikulieren. Auch wenn wir im privaten Gespräch mit anderen Ge­mein­deräten durchaus hören, daß sie unsere Fragen gut fanden.

So war absehbar, daß wir auf der Mai- Gemeinderatssitzung nur wenig Unter­stützung fanden, als wir den Neubau des Sportvereins hinterfragten. Immer­hin geht es doch um eine Halle für den Jugendsport. Und das kann wohl jede/r unterstützen. Wir auch! Allerdings se­hen wir dennoch Probleme. Nicht für uns, aber für die Tiere und Pflanzen, die diesem Neubau zum Opfer fallen wer­den. Denn die geplante Größe der Halle erfordert, Teile der vor ettlichen Jahren hinter und neben den bisherigen An­lagen geschaffenen Ausgleichsflächen zu roden. Natürlich soll es an anderer Stelle wieder neue Ausgleichsflächen geben. Aber ist das der Sinn der Sache? Daß Flächen, die zum Aus­gleich für andere Baumaßnahmen biolo­gisch aufgewertet wurden (also nicht etwa durch Entsiegelung entstanden), einfach abzuholzen, weil man dort nun was Neues bauen will? Wenn Ausgleichsflächen, die Jahre bis Jahr­zehnte brauchen, um Pflanzen und Tieren eine neue Heimat zu bieten, so wenig Schutz haben, machen sie letztendlich keinen Sinn. Dann könnte man auch gleich auf sie verzichten getreu dem Motto, wir Menschen machen sowieso was wir wollen.

Mit unserer Frage, ob es auch eine kleinere Halle täte, ernteten wir nur Un­verständnis. Aber sei´s drum. Weder Tiere, Pflanzen noch die Böden können sich bei Sitzungen, auf denen über ihr Wohl und Wehe entschieden wird, selbst zu Wort melden. Also tun wir es. Ganz zum Wohle aller Kinder und Ju­gendlichen, denn sie sind es, die der­einst die Folgen von Flächenver­siege­lung, Insektensterben, Artenschwund und vielem anderen ausbaden müssen, zum Beispiel durch extremere Klima­verhältnisse, mehr Dürren, Regen­zeiten, Hochwasser – und nicht zuletzt mit Nahrungsmangel.

Norbert Reinzuch und Ursula Pfäfflin Nefian
Ihre grünen Gemeinderäte in Gutenstetten