Skip to main navigation Skip to main content Skip to page footer

Grüne Post

Parteitag stellt Weichen für die Zukunft

15.01.2020 Grüne Post
Parteitag stellt Weichen für die Zukunft

Auf der Bundesdelegiertenkonferenz (BDK) der Grünen, bei anderen Par­teien heißt es Parteitag - vom 15. bis 17. November in Bielefeld haben wir den Bundesvorstand, den Partei­rat und das Bundesschiedsgericht ge­wählt. Außerdem haben wir um­fang­reiche Beschlüsse zu Wirt­schaft, Klima und Finanzen sowie Woh­nen gefasst. Unser Kreisverband wurde von Malte Scholz (18) als De­legiertem, Ulrike Taukert als Ersatz­dele­gierte sowie MdB Uwe Kekeritz vertreten.

Robert Habeck eröffnete die Bun­des­delegiertenkonferenz mit einer flammenden Rede, in der er von ei­ner anstehenden großen politi­schen Veränderung nach dem Ende der Ära Merkel sprach und Mut und Lei­denschaft für das Angehen der an­ste­henden Themen und die Ver­tei­digung der Demokratie gegen na­tio­na­listische Tendenzen anmahnte. Es gelte nun, aus der Hoffnung, die den Grünen in den letzten zwei Jah­ren entgegengebracht wurde, Wirk­lichkeit zu machen. „Wir treten in ei­ne Zeit ein, wo das Brüllen immer lau­ter wird und die Leute sich schwei­gend in die Ecke drängen“, sagte Robert Habeck, die Demo­kratie stehe unter Druck. Er forderte auf, Räume zu schaffen für Gesprä­che und lebendigen Austausch. Denn wo nur gebrüllt und geschwie­gen werde, dort gebe es keine lebendige Demokratie mehr.

Wir diskutierten an diesem Wochen­en­de die Herausforderungen der Zeit: Klimaschutz, Wohnungskrise und die Zukunft der Wirtschaft. Das Ziel: konsequente und realistische Lösungen, die für die ganze Gesell­schaft funktionieren.

Am ersten Abend des Parteitages wurde über den Antrag „Recht auf Wohnen“ entschieden. Die Dele­gierten einigten sich auf die Forde­rung, das Recht auf Wohnen als ein soziales Grundrecht in das Grund­gesetz aufzunehmen. So wollen wir die Situation bei juristischen Abwä­gungen zwischen unterschiedlichen Grundrechten – wie etwa dem Ei­gen­tum – verbessern. Gleichzeitig sieht der Beschluss eine stärkere Re­gulierung und Begrenzung von Mie­ten vor und Instrumente vor, um den Erwerb von Wohneigentum zu er­leich­tern – zum Beispiel durch ei­ne verbilligte Überlassung von Bau­land sowie vergünstigte Kredite für ge­meinschaftliche und genos­sen­schaft­liche Bauprojekte. Private Klein­erwerber*innen sollen eine ge­rin­gere Grunderwerbssteuer zah­len. Damit der Klimaschutz im Gebäude­be­reich nicht zu Mietstei­ge­rungen führt, aber trotzdem voran geht, soll die Modernisierungs­umla­ge gesenkt werden. Missstände wie Geld­wä­sche mit Immobilien und Steu­er­um­gehung sollen umfassend bekämpft werden.

Im Zusammenhang mit der Klimakri­se wurden der notwendige politische Rahmen für eine sozial-ökologische Marktwirtschaft, die Frage der globa­len Gerechtigkeit sowie der Ge­schlech­tergerechtigkeit, die Gestal­tung der Agrarwende und die grüne Wasserstofftechnologie diskutiert.

Weitere Themen waren die grüne Gesundheitspolitik, die Eskalation in Nordsyrien und die Lage im persi­schen Golf. Bei ersterem ging es um Sanktionen, bei zweitem um Dees­ka­lation.

Die sozial-ökologische Transfor­ma­tion stand im Mittelpunkt des dritten und letzten Tages des Bundespar­tei­tages. Die Delegierten einigten sich nach einer mehrere Stunden an­dauernden Debatte auf zwei um­fangreiche Beschlüsse zu Klima- und Wirtschaftspolitik. Wohlstand soll künftig von Wachstum und Wach­stum soweit möglich auch von Ressourcenverbrauch entkoppelt wer­den. Anstelle des Bruttoinlands­produktes schlägt der Beschluss ein neues Wohlstandsmaß vor und eine neue Form der Wirtschaftsbericht­er­stattung, um neben den ökonomi­schen auch ökologische, soziale und gesellschaftliche Entwicklungen zu messen. Über das Steuern-, Abga­ben- und Ordnungsrecht sollen die richtigen Rahmenbedingungen ge­schaf­fen werden für eine zukunfts­feste Wirtschaft. Der Beschluss sieht vor, die ökologische Transformation von Unternehmen durch bessere Ab­schreibungs- und Fördermög­lich­keiten zu unterstützen. Es gilt, um­welt- und klimaschädliche Subven­tionen konsequent abzubauen und den ökologischen Umbau über Quo­ten etwa für klimaneutralen Stahl planungssicher zu gestalten.

Grundsätzlich soll der Ressour­cen­verbrauch reduziert werden hin zu ei­ner klimaneutralen Wirtschaft. Durch gezielte Investitionen soll eine marode Infrastruktur wie verfallene Brücken, baufällige Schulen oder über­wucherte Bahnlinien zukunfts­fest gemacht werden. Außerdem wol­len wir einen starken europäi­schen Wirtschaftsraum schaffen, der Standards setzt und sich gegenüber konkurrierenden globalen Wirt­schafts­räumen behauptet.

Mit dem Beschluss „Handeln – und zwar jetzt!“ einigten sich die Dele­gierten am Sonntagmittag auf einen konsequenten, umfassenden und zeit­nah umsetzbaren Maßnahmen­katalog zur Eindämmung der Klima­krise. Der Beschluss sieht ein um­fangreiches Klimaschutzgesetz vor, das – im Gegensatz zu dem der Bun­desregierung – sowohl klar fest­gelegte Ziele, Maßnahmen und CO2­-Minderungspfade für alle Sek­toren als auch Sanktionsmög­lichkei­ten bei Verfehlen der Vorgaben ent­hält. Als verbindliches Ziel soll dabei das Pariser Klimaabkommen gelten. Die international vereinbarten Klima­schutzziele sollen in die Verfassung aufgenommen werden, genauso wie eine CO2-Bremse, mit der jedes neue Gesetz auf seine Klimawirk­sam­keit überprüft werden soll.

Mit einem Blick auf den laufenden Grund­satzprogramm-Prozess schloss die diesjährige Bundes­dele­giertenkonferenz. Annale­na Baer­bock und Robert Habeck wurden mit ei­nem fulminanten Ergebnis in ihrem Amt als Bundesvorsitzende bestä­tigt.

Ulrike Taukert