Carina und Sofia Bierlein beim Müll sammeln

Plastikmüll in aller Munde

Derzeit vergeht kaum ein Tag, an dem nicht über Plastikmüll berichtet wird. In den Weltmeeren schwimmen geschät­zte 140 Millionen Tonnen Plastikmüll herum. Jeder kennt die Bilder von ver­endeten Tieren, weil sie Plastikteil­chen gefressen haben, oder Vögeln, die sich daran strangulierten, weil das Material zum Nestbau verwendet wur­de. Auch die Bilder von Stränden, die mit Plastik­müll bedeckt sind, gehen derzeit durch alle Medien. Experten gehen davon aus, das bis zum Jahr 2030 22 Milliarden Euro aufgewendet werden müssen, um diese Umwelt­schäden zu beseitigen. Diese alarmie­renden und schockierenden Bilder so wie die   erhärteten Fakten haben jetzt auch die EU Kommission auf den Plan gerufen. Sie beabsichtigt nun ein Verbot von verschiedenen Plastik­ar­tikeln.

Wie kommt es dazu? Plastik, auch „KUNST- Stoff“ bezeichnet, ist wahr­haft ein Kunstgriff der Chemiker und der chemischen Industrie. Es wurde ein synthetisches Material geschaffen, das so viele tolle Eigenschaften auf­weist: Es ist leicht, es ist günstig her zu stellen, es ist in beliebigen Formen und Farben zu produzieren. Kaum ein Lebensbereich, der ohne Kunststoffe auskommt: vom Spielzeug für Säug­linge bis zum Ben­zin­tank für Autos; vom Küchenutensil bis in den Sanitär­bereich; von der Lebensmittel­ver­mark­tung bis hin zu den Medizinprodukten - alles Plastik! So werden jährlich weltweit unglaubliche 280-380 Millio­nen Tonnen Kunststoff produziert und nur 3 % recycelt!

Der größte Teil landet im Meer, in der Landschaft oder auf Deponien. For­scher sprechen schon vom „Plastik­zeitalter“.

Das plakative Beispiel vom Strohhalm, der in 4 Sekunden gefertigt wird; nur 4 Minuten genutzt wird und 400 Jahre die Umwelt belastet bringt die Ge­samt­problematik auf den Punkt.

Synthetisch hergestellter Kunststoff gilt als biologisch nicht abbaubar. Er altert und zerfällt in kleinste Teile (Mi­kro­plastik) und landet auf diesem Weg in der Nahrungskette, auf unse­rem Teller, in unserem Mund und letzt­end­lich in unserem Organismus mit unbe­kannten Folgen für unsere Gesund­heit. Die gesundheitlichen Risiken durch die im Kunststoff beige­mischten Additiven oder den Nano­pla­stik, dass zum Teil Kosmetika beige­mischt wird, ist hier  noch nicht einmal berück­sich­tigt.

Hier ist die Politik schnell und kon­sequent gefordert: Plastiksteuer, Ver­bot von unsinnigen und schädlichen Produkten, Wiederverwertung, um nur einige Maßnahmen zu erwähnen.

Und was kann jeder einzelne tun? Wir brauchen nicht an einen fernen Strand zu fahren, um das Problem augen­scheinlich wahr zu nehmen - es liegt uns buchstäblich zu Füßen. Beson­ders im Frühjahr kommen die Hinter­lassenschaften unserer Wegwerf­ge­sellschaft zum Vorschein. Zigaret­ten­schachteln, Einweg-Becher und Scha­len, Plastik­tüten und weiterer Un­rat liegen in der Natur. Oder haben wir uns an diesen Anblick schon ge­wöhnt? Ich hoffe nicht!

Ende März haben die  Grünen aus Gutenstetten zu einer Natur-Säube­rungs-Woche aufgerufen. Fast ein Kubikmeter Müll wurde in dieser Woche aus der Natur gesammelt, Glas und Metall wurde gleich der Wiederverwertung zugeführt. Damit werden wir den Kampf gegen die Vermüllung nicht gewinnen, doch wir wollen einen starkes Signal setzen für einen bewussteren Umgang mit Plastik, dass das Abladen von Müll in der Natur kein Kavaliersdelikt ist, sondern eher kriminell.

Doch es beginnt eigentlich mit dem Konsum! Weniger ist da oft mehr! Nutzen Sie Ihre PHANTASIE! Es kann richtig Spaß machen, Dinge weg zu lassen – probieren Sie es aus!!

Norbert Reinzuch