Ozeanplastik am Strand

Durch die grüne Brille gesehen ...

... gibt es einen neuen Hype: Artikel hergestellt mit recyceltem Plastik.

Und ganz besonders angesagt ist es, wenn es sich um Plastik aus dem Meer handelt, sog. „Ozeanplastik“. Sein Einsatz in der Produktion wird gerne werbewirksam genutzt. Dieses Plastik begegnet uns neuerdings beispielsweise in Waschmittelbehältern, Sportschuhen und Textilien.

Auf den ersten Blick klingt alles sehr vernünftig und ökologisch. Allerdings kann es immer nur die zweitbeste Lösung sein. Stets ist ein genauer Blick auf die gesamte Produktionskette und deren Auswirkungen aufschlussreich: Dies verdeutlicht ein Beitrag, der kürzlich in der Wochenzeitschrift „DIE ZEIT“ (Nr. 48 vom 24. Nov. 2022) erschienen ist mit dem Titel „Was steckt da wirklich drin?“, der sich mit der Herstellung des WM-Trikots der Nationalmannschaft beschäftigt.

Viele Traumstrände insbesondere in Ländern wie den Malediven, Indonesien oder den Philippinen versinken regelrecht im Müll. Und diese Müllberge bestehen zum großen Teil aus Plastikabfall: u.a. Sonnencremetuben, Shampoo-Behälter, Getränkeflaschen, Badesandalen. Während beispielsweise ein Malediver rund ein Kilogramm Abfall pro Tag erzeugt, hinterlassen Touristen rund dreieinhalb Mal so viel davon (GEO 2022). Den Touristen bleibt der Anblick von unschönen Müllmengen am Strand nicht verborgen. Wie es eine enttäuschte Bekannte vor einem Monat in der Dominikanischen Republik erlebte. Die Hotels versuchen so gut es geht den Müll am Strand zu beseitigen. Allerdings werden die Strände je nach Windrichtung über Nacht erneut komplett mit Müll übersät. Ein Morgenspaziergang am idyllischen Traumstrand – ernüchternd!

Einige Umweltorganisationen haben sich in den letzten Jahren in mehreren Projekten engagiert, um den Müll an den Meeresstränden einzusammeln. So zum Beispiel die Umweltorganisation „Parley for the Oceans“. Diese NGO organisiert auf den Malediven Sammelaktionen an Stränden, spendet Müllpressen und unterstützt bei der Logistik. Auf den Malediven kann beispielsweise viel Plastikmüll recycelt und wiederverwendet werden. Ein großer Teil wird weiter nach Taiwan verschifft und dort in Recyclingstationen verarbeitet. In anderen Regionen wie u.a. auf den Philippinen sammeln dagegen verarmte Kinder Plastikflaschen auf, weil sie dafür Geld erhalten und damit einen Beitrag zum Familieneinkommen leisten (DIE ZEIT s.o.).

Aber auch bei den neuen Produkten mit Recyclingmaterial ist Vorsicht geboten. Denn aus synthetischer Kleidung, wie z. B. Sporttrikots, kann das für Mensch und Tier problematische Mikroplastik freigesetzt werden. Im Labor fand sich bei Testwaschungen des neuen Nationaltrikots überraschen viel Mikroplastik im Abwasser der Waschmaschine– wie DIE ZEIT (s.o.) berichtete. Einer Studie zufolge, stammen bis zu 35 % des Mikroplastiks in den Weltmeeren aus synthetischer Kleidung. Mikroplastik zirkuliert bereits in unserem Blut (Quarks 15. Juni 2022). Somit verursacht der Plastikmüll ökologisch und sozial nachteilige Effekte. Plastikflaschen in der Umwelt lassen sich gut einsammeln: Mikroplastik, aus dem Abwasser der Waschmaschine, jedoch praktisch gar nicht.

Konsumentinnen und Konsumenten sollten daher ihre Kaufentscheidungen kritisch hinterfragen. Ist das Produkt ökologisch & sozial gerecht produziert? Gibt es Alternativen zum Neukauf, vielleicht aus Second Hand? Welche Reise hat mein Sportshirt wohl bereits hinter und noch vor sich? Als Alternative gibt es inzwischen gute, ökologisch geprüfte und fair produzierte Kleidung sowie weitere Gebrauchsgegenstände. Die Bürgerinnen und Bürger der „Fairtrade Town“ Scheinfeld können somit bei Einkäufen einen wichtigen Beitrag für faire Produktionsbedingungen leisten.

Ulrike Hellert

Im Namen des Ortsverbandes BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wünsche ich allen besinnliche Weihnachten und ein gutes neues Jahr.

Ulrike Hellert


Termin des OV Scheinfeld:

Am Donnerstag 19. Januar 2023 trifft sich unser Ortsverband um 19:30 Uhr in Scheinfeld in der Pizzeria Weißes Roß. Interessierte sind herzlich willkommen.

Rede mit! – OV Scheinfeld von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN